Das Opernhaus in Rom – eine Institution – möchte man meinen. Natürlich, die Hauptstadt Italiens, das Geburtsland dieser Kunstform, kann stolz sein auf seine gewaltige Operntradition! Und wer hat nicht an diesem Haus gesungen? Ich mache es mir einfach, wenn ich, stellvertretend für so viele, die Populärste bemühe: Maria Callas…
Aber es geht in diesem Artikel nicht um Opernnostalgie und Schwärmerei. Ich möchte über den Umgang mit der Kultur sprechen, über die Umgang mit Tradition und über die Menschen, welche die Arbeit ihres Lebens in der Tradition dieser Kultur sehen.
Das Orchester und der Chor der Opera di Roma wird entlassen – kein Scherz. Die Hauptstadt des Landes von Verdi, Rossini und Puccini leistet sich diesen Luxus nicht mehr. Kann man da überhaupt von Luxus sprechen? Ist das nicht Notwendigkeit?
Besonders schmerzhaft ist diese Nachricht für mich, weil ich dort Freunde gefunden habe. Ich war als Schauspieler an der Oper engagiert um unter der Regie von Peter Stein eine Hexe in Verdi´s “Macbeth” zu spielen. Der Chor hat gesungen und wir haben gespielt, Riccardo Muti hat ein wunderbares Solistenensemble dirigiert. Alle haben uns gut aufgenommen, die Arbeit war großartig. Besonders die Sänger aus dem Chor haben uns freundschaftlich aufgenommen, uns die Stadt gezeigt und zu sich nachhause eingeladen – es war eine unglaublich wunderbare Zeit….
Entlassungen gibt es überall auf dieser Welt, jede einzelne trifft jeden Einzelnen hart. Aber ist es nicht unglaublich, dass das Herzstück eines Opernbetriebes eingespart wird? Ich sehe darin, einmal mehr, wie bedenkenlos Traditionen und Chancen für die Kultur eines Landes, also auch Möglichkeiten für die Zukunft, geopfert werden, um ein Budget zu retten, welches aus vielen anderen Gründen gnadenlos überstrapaziert wurde.
Die Kultur ist der Sündenbock? Glauben wir wirklich, wir könnten ohne unsere Kultur leben?
Gedanken dazu in meinem nächsten Beitrag – ich freue mich auf eure Kommentare und hoffe auf bessere Nachrichten aus Rom…